Süßes Kunstwerk im Museum des Oberen Schlosses GreizAlbert Ziegler, Chefkonditormeister des bedeutendsten Kaffeehauses von München kreiert einen Tafelaufsatz für das Speisezimmer im Oberen Schloss Greiz. Hier wird das Ganze veredelt.

GREIZ. Unter einem Tafelaufsatz versteht man den Teil des Prunkgeschirrs, der eine rein dekorative Funktion hat. Mit einer Länge von 3 Metern und einer Breite von 1,20 Metern kann man seit heute im Fürstlichen Speisezimmer des Museums auf dem Oberen Schloss einen Tafelaufsatz aus der Zuckerbäckerei bewundern. Schöpfer dieses genialen Kunstwerkes ist kein Geringerer als der Chefkonditormeister des legendären und zudem weltbekannten Kaffeehauses Luitpold in München, Albert Ziegler. Seit Dienstagnachmittag beschäftigte er sich mit der Herstellung eines filigranen und detailgetreuen Rokokogartens mit Laubengängen, Pavillons und Fontänen.

Diese Tafelaufsätze waren bei Hofe en vogue, wie er weiß. Aus Tragant dem gummiartigen Saft eines Strauches und Puderzucker schuf Albert Ziegler dieses süße Arrangement – etwa 30 bis 40 Kilogramm Puderzucker brauchte er dafür. Dabei leistete der Konditormeister höchste Präzisionsarbeit, legte den Zollstock genau an die Kanten und maß bis auf den Millimeter genau aus. Aus Holzmodeln, die aus dem Nachlass der Greizer Hofkonditorei Müller stammen und im Museum aufbewahrt werden, fertigte der Meister diese Zuckerkomposition an. Um die Modeln in ihrer Einzigkeit nicht zu sehr zu beanspruchen, stellte Herr Ziegler zunächst Silikonabdrücke her. Nach Fertigung der Zuckermasse wurde diese ausgerollt, zurechtgeschnitten und in die Modeln gedrückt. Anschließend schlug der Meister die Masse heraus, die nun einen Tag lang trocknen musste.

Das entstandene Stück wurde dann veredelt – mit Lebensmittelfarbe und Hagelzucker bemalt, vergoldet und verziert. Mittels Eiweißspritzglasur fügte Albert Ziegler die Einzelteile zusammen. Es ist der zweite Tafelaufsatz, den ich kreiere, ließ er wissen. Und ich bin dankbar, dass ich das machen durfte, unterstrich der Münchner, der in den 1990er Jahren schon einmal zu Besuch in der Schloss-und Residenzstadt weilte. Erstaunt und beeindruckt sei er, was hier auf dem Oberen Schloss in den letzten Jahren entstand. Dieser Tafelaufsatz trägt einen einmaligen Charakter, wie Bürgermeister Gerd Grüner (SPD) am Mittwochmittag bei einem Vor-Ort-Termin sagte und sich herzlich bei Albert Ziegler bedankte. So könne man zum einen altes Handwerk wieder sichtbar machen und zum anderen im Rahmen der fürstlichen Tischsitten etwas ganz Besonderes präsentieren. Albert Ziegler, der im Kaffeehaus Luitpold seit vielen Jahren einer ganzen Armee von Konditoren vorsteht, hatte für diese außergewöhnliche Aktion sogar einige Tage seines wohlverdienten Jahresurlaubs genommen.

Antje-Gesine Marsch @11.09.2013