Tausende strömten zum Greizer NeustadtfestFrank Böttger präsentiert die Urkunde "Barrierefrei erbaut".

Das Neustadtfest, das am Tag der Deutschen Einheit bei herrlichstem Herbstwetter stattfand, übertraf selbst die kühnsten Erwartungen der Organisatoren.
GREIZ. Seit morgens um 6 Uhr bauten die Händler ihre Stände auf und bereiteten sich auf den Tag vor. „182 Beteiligungen gibt es in diesem Jahr zu verzeichnen, wie Stadtmarketing-Chefin Ines Wartenberg sagte; dazu gehörten 92 Händler, 10 Autohäuser, 20 Vereine und 60 Flohmarktstände.
Die stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Greiz, Ines Watzek (SPD) begrüßte die Gäste vor der Vogtlandhalle, nachdem der Greizer Fanfarenzug mit seinen Klängen auf das Fest einstimmte. Das Neustadtfest habe sich im Veranstaltungskalender der Stadt Greiz fest etabliert, so Frau Watzek und verwies auf die kontinuierliche Entwicklung seit dem Jahr 2005. Ines Wartenberg gab einige Informationen, was die Gäste programmmäßig über den Tag erwartet und lobte die Zusammenarbeit mit den Händlern: „Wir sind schon ein festes Team!“
Im Foyer der Vogtlandhalle hatten sich inzwischen die Gäste zum Tag der Handarbeit eingefunden und präsentierten ihre Arbeiten oder traten in regen Erfahrungsaustausch. Spinnen mit Anne Münzner stand dabei genauso auf dem Programm wie Klöppeln mit Marion Böttcher oder Häkeln mit Bärbel Tröber. „Die Handarbeitsmesse wird auch in diesem Jahr wieder bestens angenommen“, wie die beiden Organisatorinnen Undine Hohmuth und Christa Kausch befanden. Am späten Vormittag kürte man zudem die Gewinner des Wettbewerbs „Schal, Mütze & Co“. Die Teilnehmer stammen nicht nur aus Greiz, sondern auch Reichenbach, Lunzig, Apolda oder dem Westerwald“, wie Frau Kausch wissen ließ. Die Entscheidung, eine Siegerin zu küren, sei wahrlich nicht einfach gewesen, doch man entschied sich übrigens wie im Vorjahr – für die Greizerin Bärbel Ablaß, die mit ihrer kunterbunten Schildkröten-Kreation für Freude und Aufsehen sorgte. Den zweiten Platz konnte Maria Kastner aus Altenkirchen mit einer blau-weißen Schlumpfmütze für sich verbuchen. „Der Schlümpfe-Film inspirierte mich zu dieser Arbeit“, wie die junge Frau wissen ließ. Schneemann-Mütze-, schal-und handschuhe, die Frau Spörl aus Reichenbach fertigte, wurden als Drittplazierte genannt.

Die kleinen Kunstwerke wurden im Anschluss zum Kauf freigegeben, der Erlös kommt der Kinder-und Jugendarbeit in Greiz zu gute, so Christa Kausch. Wenige Minuten später präsentierten Silke und Andreas Stark, seit fünf Jahren das Greizer Reußenpaar, einen Einblick in Erlebnisse ihrer Regentschaftszeit. Lobende Worte fand Jan Popp, der die beiden eine „starkes und liebenswertes Paar“ nannte. Selbst „Perla“ ließ es sich nicht nehmen, persönlich vorbeizuschauen, um dem Paar ihre Aufwartung zu machen.
Im Goethepark und dem dazugehörenden Lapidarium hatten einige Greizer Vereine und der Zweckverband TAWEG ihre Informationsstände aufgebaut. Sportlich betätigen konnte man sich am Kletterturm des Deutschen Alpenvereins – künstlerisch beim Verein the.aRter, wo weiße Fliesen auf ihre Verzierung warteten, die demnächst im Sanitärbereich des 10aRiums in der Greizer Naumannstraße 10 Verwendung finden. 20 Fliesen konnten wir verkaufen, wie Vorstand Stephan Marek sagte. Der Erlös fließe in die Sanierungsmaßnahmen des Gebäudes ein.

Entlang der gesamten Carolinenstraße bis zur Ecke Gotthold-Roth-Straße gab es die Möglichkeit, nach Herzenslust zu trödeln, zu schauen, natürlich auch zu kaufen und die kulinarischen Köstlichkeiten zu probieren.
Am Nachmittag wurde der Greizer Vogtlandhalle vom Sozialverband DK Hessen-Thüringen die Plakette Barrierefrei erbaut verliehen.

Hier die Ansprache von Gottfried Schugens, VdK-Landesvorstandsmitglied:
Der Sozialverband VdK Hessen-Thüringen anerkennt und unterstützt jegliche Bemühungen zur Förderung einer inklusiven Gesellschaft. Ein wichtiger Schritt auf diesem Wege ist die Vermeidung baulicher und struktureller Barrieren durch die Errichtung barrierefreier Gebäude. Zur besonderen Würdigung dieses Engagements wurde 1991 die Plakette Barrierefrei erbaut ins Leben gerufen. Sie geht an Träger, die ihre Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen zugänglich und nutzbar machen. Im Fall der Vogtlandhalle in Greiz war es ein langer Weg von der Eröffnung bis zum heutigen Tag:
Nach über zwei Jahren Bauzeit wurde am 18. März 2011 die Vogtlandhalle feierlich eröffnet. Der Ersatzneubau für das nicht mehr sanierungsfähige Theater ist nicht nur Veranstaltungshalle für bis zu 800 Besucher, sondern erfüllt die Funktion eines soziokulturellen Zentrums und Heimstatt für die unterschiedlichsten Vereine. Ein volles Programm mit bekannten Künstlern und viele ausverkaufte Veranstaltungen zeugen seit der Eröffnung von einer großen Resonanz der Menschen für diesen Neubau. Wie steht es nun um die Barrierefreiheit der Vogtlandhalle? Mit der Eröffnung kamen kritische Meinungen auf: Insbesondere der Zugang zur Vogtlandhalle über 6 Stufen und eine keineswegs barrierefreie Rampe erregten die Gemüter und führten zu von den Medien mit getragenen Diskussionen zum Thema Barrierefreiheit der Vogtlandhalle. In dieser Phase wurde auch der Sozialverband VdK Hessen-Thüringen durch einen Brief unseres Greizer Mitglieds Bernd Matthes, der selbst seit vielen Jahren durch einen Arbeitsunfall auf den Rollstuhl angewiesen ist, an den Vorsitzenden von diesem Problem informiert. Es folgte eine erste Besichtigung der Örtlichkeit im Mai 2011 durch den eingeschalteten Bezirksbeauftragten für Barrierefreiheit, Wigbert Sachs, dem damaligen Vorsitzenden im Kreisverband Thüringen-Ost, Karl-Otto Rasmuß und Bernd Matthes. Durch die sachkundige Erklärung der Projektleiterin, Sabine Wessels von der Greizer Freizeit- und Dienstleistungs GmbH & Co.KG als Bauherr und Betreiber der Vogtlandhalle wurde klar, dass die bestehende Lösung des Zugangs zur Vogtlandhalle nur auf Umwegen den Kriterien der Barrierefreiheit entspricht, aber auch noch nicht die eigentliche Endlösung darstellt. Diese wird erst mit dem Abriss des alten Theaters geschaffen werden können. Deutlich wurde aber auch, dass die Vogtlandhalle so hoch gebaut werden musste, um den Anforderungen des Hochwasserschutzes zu genügen. Wie richtig diese Entscheidung war, wurde im Juni dieses Jahres mehr als deutlich, als das verheerende Hochwasser der Weißen Elster die umstrittenen Stufen im Zugang zur Vogtlandhalle umspülte, aber die Halle selbst vom Wasser verschont blieb! Die so genannte Rampe im Zugangsbereich ist lediglich eine gestalterische Auflockerung im Treppenzugang und kann von allen Menschen auf eigene Gefahr genutzt werden, wie der gesamte Zugang. Auf Initiative des Sozialverbandes VdK Hessen-Thüringen wurde im Juni 2011 die Arbeitsgruppe Vogtlandhalle barrierefrei ins Leben gerufen, der Vertreter der Stadt, des Landkreises, des Betreibers, des örtlichen Blinden- und Sehschwachenverbandes und des Sozialverbandes VdK angehören, um gemeinsam die Barrierefreiheit für die Vogtlandhalle zu verbessern. Am 23.09.2011 stellte die Greizer Freizeit- und Dienstleistungs GmbH als Betreiber der Vogtlandhalle beim Sozialverband VdK Hessen-Thüringen den Antrag auf Verleihung der Plakette Barrierefrei erbaut. Nach weitgehender Fertigstellung der Außenanlagen erfolgte am 16.07.2013 die Prüfung der Vogtlandhalle zum Antrag auf Verleihung der Plakette Barrierefrei erbaut. In Begleitung von Sabine Wessels, Projektleiterin vom Betreiber der Vogtlandhalle und Steffi Kadelbach als Behindertenbeauftragte des Landkreises Greiz prüfte Wigbert Sachs als Bezirksbeauftragter für Barrierefreiheit die Örtlichkeit nach einem strengen Fragebogen und auf Funktion.

Dabei wurde er unterstützt von Roswitha Melzer, der Vorsitzenden im Ortsverband Greiz-Pohlitz und den Vorstandsmitgliedern Bernd Matthes und Klaus-Dieter Steinert. Im Ergebnis erging mit dem Protokoll mehrheitlich die Empfehlung an den Landesvorstand, die Vogtlandhalle mit der Plakette zu ehren. In seiner Tagung am 20.08.2013 stimmte der Fachausschuss für Barrierefreiheit im Sozialverband Hessen-Thüringen nach Beratung einstimmig für diesen Vorschlag. Somit können wir heute mit gutem Gewissen die Plakette Barrierefrei erbaut als erstem Projekt im Bezirk Ostthüringen überhaupt an die Vogtlandhalle Greiz verleihen und wünschen diesem Projekt viele Nachahmer, da der Weg zur Barrierefreiheit ein nicht endender, aber für alle Menschen nützlicher und generationsübergreifend sein wird. Besonders verbunden ist mit dieser Ehrung die Aufforderung, alle vorgesehenen Möglichkeiten zur Barrierefreiheit auch jeden Tag optimal zu nutzen. Mit dieser Ehrung möchten wir auch drei Mitglieder des Sozialverbandes VdK ehren, die sich für die Barrierefreiheit der Vogtlandhalle mit ihrem Engagement besonders verdient gemacht haben: Bernd Matthes hat den Stein mit seiner Kritik ins Rollen gebracht und sich in der gesamten Zeit immer konstruktiv für die Umsetzung der Vorschläge eingesetzt, obwohl er gesundheitlich mit sich selbst sehr große Herausforderungen zu bestehen hatte und hat. Leider kann er auch heute aus gesundheitlichen Gründen nicht persönlich anwesend sein. Karl-Otto Rasmuß hat als Vorsitzender des Kreisverbandes Ostthüringen die Barrierefreiheit der Vogtlandhalle zur Chefsache gemacht und sich in der Arbeitsgruppe Vogtlandhalle barrierefrei engagiert eingesetzt. Leider ist er Ende 2011 durch persönliche Umstände dem Kreisverband mit seinem Umzug an die Ostseeküste abhanden gekommen und hat eine bis heute nicht geschlossene Lücke hinterlassen.
Wir freuen uns ganz besonders, dass er den heutigen Tag als wichtig angesehen hat und seine persönlichen Pläne kurzfristig umstellen konnte, um diesem Moment beizuwohnen. Wigbert Sachs hat als stellvertretender Bezirksvorsitzender und Beauftragter für Barrierefreiheit den Gedanken der Barrierefreiheit für die Vogtlandhalle engagiert verfolgt und auch gegen Widerstände verteidigt. Diese Mitglieder haben die Ehrennadel des Sozialverbandes VdK Hessen-Thüringen mehr als verdient! Wir bitten Frank Böttger und Sabine Wessels von der Greizer Freizeit- und Dienstleistungs-GmbH als Träger der Vogtlandhalle und nicht zuletzt Ines Watzek als stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Greiz zur Ehrung mit der Plakette Barrierefrei erbaut für die Vogtlandhalle Greiz nach vorn. Wir freuen uns sehr, diesen Tag für einen so besonderen Anlass nutzen zu können und möchten Sie auch darauf hinweisen, dass der Sozialverband VdK Hessen-Thüringen mit einem Präsentationsstand zum Neustadtfest vertreten ist. Hier können Sie sich bei unseren ehrenamtlich Engagierten aktuell über die breiten Angebote des mitgliederstärksten Sozialverbandes in Deutschland informieren.

Die nächste Ehrung wurde Dr. Gabriele Suhre, Direktorin des Staatlichen Berufsbildendenden Zentrums Ernst Arnold zuteil, die in Anwesenheit der Greizer Landrätin, Martina Schweinsburg (CDU); der stellvertretenden Bürgermeisterin, Ines Watzek , dem Juryvorsitzenden Rico Beyse und Vorstandmitgliedern der IG Neustadt den Anerkennungspreis der Neustadtperle 2013 überreicht bekam.
Das Schulzentrum zeige, wie man alten Charme mit neuem Inhalt füllen könne und zudem das Flair erhalten, wie es Frau Schweinsburg formulierte. Wir sind sehr stolz auf das Gebäude und auf den Preis, betonte Frau Dr. Suhre, die am 10.10. von 15 bis 18 Uhr alle Greizer Bürger zum Tag der offenen Tür einlud.
Die Zeitschrift Elsterbogen, die in einer Stückzahl von 1000 Exemplaren gedruckt wurde, verteilten die IG-Neustadt-Mitglieder im Anschluss an Interessierte.

Auch stadteinwärts wurde eine Fülle von Angeboten offeriert. Ob beim Automarkt im Schlossgarten oder in der Baderei, wo sich die Bürgerinitiative Weil wir Greiz lieben mit einem Informationsstand präsentierte. In aller Eile habe man zweihundert Flyer gedruckt, die das aktuelle Geschehen in Pohlitz in den Fokus setzen, wie Martina Högger informierte. Gemeinsam für Dialog titelt der Flyer, der durch Aufklärungsarbeit für mehr Verständnis untereinander werben möchte. Das Interesse der Greizer Bürger ist sehr groß, sagte auch Mario Geßner. Die Kirchgemeinde Greiz-Pohlitz, die Katholische Pfarrei Herz Jesu, das Aktionsbündnis Gera gegen Rechts, der Verein AUF AND HALT und das Cafe` O.K. geben gern Auskunft zu aktuellen Fragen, wiesen die Mitglieder der BI Greiz hin.

Auch in der Brückenstraße steppte der Bär, hier in persona der Lucky Line Dancers, die mit ihren feschen Darbietungen für gute Laune sorgten. Viele Händler hatten ihre Geschäfte geöffnet das kulinarische Angebot war ebenfalls groß. Mit diesem Aktionsnachmittag wollten sich die Händler und Gewerbetreibenden der Brückenstraße, die vom Juni-Hochwasser besonders hart betroffen waren, bei den Greizern für die aufopfernde Hilfe bedanken.

Antje-Gesine Marsch @03.10.2013