Zur jüngsten Zusammenkunft des Vereins Technische Zeitzeugen standen die Greizer Brauereien im Fokus der Betrachtungen

GREIZ. Der Verein „Technische Zeitzeugen“ richtet den Fokus seiner Arbeit nicht nur auf die Textilindustrie der Stadt Greiz und der gesamten Region, sondern auch auf die Metall-und Papierindustrie sowie das Brauereiwesen. Zu jeder monatlichen Zusammenkunft im Domizil Reichenbacher Straße 75 a beleuchtet man ein Unternehmen näher.

Am Mittwochabend standen die Greizer Brauereien im Mittelpunkt der Betrachtungen in Wort und Bild. Referent war Braumeister a.D. Dr. Peter Wächter, ein profunder Kenner der Historie. In seinen Ausführungen ging der Experte im besonderen auf die Greizer Brauerei ein, die 1872 gegründet wurde und bereits zwei Jahre später das erste Bier ausschänkte, so Dr. Wächter. „Erstaunlich, mit welcher Akribie damals die Unterlagen erstellt wurden“, lobte der Braumeister die Dokumentation längst vergangene Tage.
Dass Natur-Eis als Kühlung benutzt wurde, führte er aus – 3000 Tonnen waren stets vorrätig. Ein extra angelegter Teich war nur für das Stechen des Eises vorgesehen. 1898 erfolgte die Installation einer eigenen Kältemaschine. Der Entwicklung folgten im Jahr 1907 die Bohrung des ersten, 152 Meter tiefen Brunnens und die Umrüstung des Fuhrparks im Jahr 1923 vom Pferdegeschirr auf LKW-Betrieb. „Gute Beziehungen zu den Stadtoberen“ bescheinigte Dr. Wächter den Brauereibesitzern und erinnerte zudem daran, dass im strengen Winter des Jahres 1929 die Greizer Brauerei bei der Wasserversorgung der Bevölkerung behilflich war.
Die beiden Weltkriege forderten auch im Greizer Brauereiwesen ihren hohen Preis, wie Dr. Wächter sagte. Nach der politischen Wende des Jahres 1989 änderten sich die strukturellen Belange des Betriebes grundlegend und mehrere Eigner ließen sich in Greiz nieder.

Seit dem Jahr 2010 befindet sich die Greizer Brauerei in in den Händen von Familie Thomas Schäfer, die das Unternehmen als Familienbetrieb betreibt.

Bilder und historische Unterlagen zur Göltzschtal-und Feldschlösschenbrauerei hatte Olaf Schreiber mitgebracht. Christian Espig, der wie der Leiter des Thüringer Staatsarchives Greiz, Hagen Rüster, zu den Gästen des Abends zählte, offerierte eine historische Abhandlung, die er über die Feldschlösschenbrauerei erarbeitete und von der die Technischen Zeitzeugen nun partizipieren können. Derzeit steht „die Hülle“ der Brauerei zum Verkauf – sämtliches Interieur fehlt inzwischen, wie Brauereichef Thomas Schäfer mitteilte.

Die Mitgliederversammlung wurde vom Vorsitzenden, Konrad Wiedemann, zudem zum Anlass genommen, ein Resümee der letzten Wochen zu ziehen. Mit Freude berichtete er, dass die erste Webmaschine der Firma Plarre derzeit im Areal des Vereins aufgestellt werde. Er habe bereits einen Mustermacher angesprochen, denn die Maschine solle letztlich funktionieren. Mehrer Arbeitseinsätze hätten die Vereinsmitglieder zudem absolviert.

Als nächsten Öffentlichkeitstermin nannte Konrad Wiedemann den 23. Juni 2017 – da begeht die Energieversorgung Greiz ihr 25-jähriges Jubiläum und der Verein Technische Zeitzeugen wird sich präsentieren.

Angeboten vom Geschäftsführenden Gesellschafter der Greizer Firma Spaleck, Dieter Höland, wurde zudem eine Webmaschine – nun plane man die logistische Überführung nach Greiz.

In Kontakt mit Frau Spaleck, Ehefrau des Urenkels von Firmengründer Otto Spaleck, trat Olaf Schreiber. Aus Bocholt, dem Firmensitz der Spalecks, erhielt der Verein ein Paket mit interessanter Literatur, die man in Kürze in der Vereins-Bibliothek auch ausleihen kann, wie Herr Schreiber betonte. Im Jahr 2019 stehe das 150-jährige Jubiläum der Firma Spaleck an, teilte Konrad Wiedemann aufgrund seiner Recherchen an. Man plane von Vereinsseite her, in diesem Jahr nach Bocholt zu reisen, um die Firma zu besichtigen und weitere Kontakte mit Frau Spaleck zu knüpfen. Vieles, was Ehemann Otto an historischem Material hinterließ, sei bislang nicht gesichtet.

Eine Exkursion in die Crimmitschauer Historische Tuchfabrik Gebrüder Pfau planen die Vereinsmitglieder bereits im Frühjahr, avisierte Olaf Schreiber an.

Antje-Gesine Marsch @26.01.2017