Tolle Osterüberraschung für Angehörige von DemenzkrankenMit Hilfe von Bärbel Leder (M.) basteln die Bewohner der Demenz-WG kleine Ostergrußkarten.

Bärbel Leder hat eine schöne Idee: Angehörige der Bewohner der Demenz-WG mit einer selbstgefertigten Karte zu beschenken
GREIZ. Es ist Sonntagnachmittag. Die Bewohner der Wohngemeinschaft für Demenzkranke in der Villa Ginkgo sitzen gemeinsam am großen Tisch des Gemeinschaftsraumes. Der Duft von frischem Kaffee und leckerem Kuchen zieht durch den Raum. Bärbel Leder, die seit Januar dieses Jahres in der Demenz-WG als Betreuerin arbeitet, achtet darauf, dass es jedem der sieben Bewohner gut geht. Dazu gehören nicht nur die Mahlzeiten, die man gemeinsam einnimmt, sondern auch die sinnvolle Beschäftigung in der Freizeit; vor allem an den Nachmittagen. Dabei kam die künstlerische Begabung von Bärbel Leder, die sich seit vielen Jahren innig der Malerei verschrieben hat, ihrer Idee zu Nutze: Das Fertigen einer Osterkarte für die Angehörigen der Demenzkranken, versehen mit einem lieben Spruch. Bereits am Samstag hatten die Bewohner mittels Kartoffeldruck kleine, rote Marienkäfer gestempelt und mit einem schwarzen Gesichtchen und Punkten versehen. „Natürlich habe ich Hilfestellung geleistet“, wie Bärbel Leder sagt. Doch trotzdem habe jeder der Bewohner „seine“ Käfer mit viel Konzentration selbst auf das weiße Blatt Papier gebracht. Am Sonntagnachmittag malte Bärbel Leder mit den Bewohnern noch die Fühler an. Das Heraussuchen eines Abschnittes mit besonders schönen Exemplaren, die durch das Passepartoutfenster der Karte herausschauen sollen, stand ebenso auf dem Programm. Schließlich sollte noch ein besonders schöner Marienkäfer vom roten Briefumschlag herunter leuchten. Dabei geht es nicht nur allein um das Ergebnis der Arbeit, wie Bärbel Leder erklärt. Malen mit Demenzkranken helfe dabei, die verbliebenen Fähigkeiten länger zu erhalten und dabei neue Fähigkeiten zu entdecken. Dies stärke das Selbstbewusstsein. Malen in der Gruppe fördert zudem die Wertschätzung füreinander, weiß die Betreuerin. Dass das Ziel aufgeht, konnte man am Sonntag hautnah erleben. In Ruhe, aber auch mit manchem Scherz und nettem Wort waren die Bewohner der Demenz-WG bei der Sache und freuten sich über jeden Fortschritt, den die Karte – die bis zum Ostersonntag eine Überraschung für die Angehörigen ist – verzeichnete. Auch den Spruch, den Bärbel Leder in die Karte einfügen wird, hat sie sich selbst ausgedacht: „Entscheidung aus Liebe zu mir; viel Arbeit, Müh´ und Kraft für mich; Nun sag´ ich von Herzen Dank, denn hier bin ich jetzt daheim.“
„Der Text war so meine Idee, ich denke er erfasst viele Gedanken“, ist sich die Greizerin sicher. Die Unterschrift unter diese Zeilen wird jeder Bewohner selbst versuchen zu setzen, so bekommt die liebevoll gestaltete Karte einen zusätzlichen Wert. „Am Ostersonntag, wenn die Angehörigen unserer Bewohner zu Besuch kommen, wird es heißen: Der Osterhase war da“, freut sich Bärbel Leder schon jetzt auf die Überraschung. Ein kleines Präsent und diese selbstgefertigte Karte werden dann von den Bewohnern an ihre Lieben überreicht. Ideen, auch weiter mit „ihren“ Bewohnern künstlerisch zu arbeiten, hat Bärbel Leder eine Vielzahl. So erwarb sie beispielsweise Fachliteratur, um noch tiefer in diese Materie einzudringen. „Worte sind nicht nur die einzige Form, mit der wir uns ausdrücken können; auch die Kunst schafft diese Möglichkeit“, ist sie überzeugt.

Antje-Gesine Marsch @14.04.2014