Tollkühne Seifenkistenflitzer in Waltersdorf

Nicht die tollkühnen Männer mit ihren fliegenden Kisten waren es, die am vergangenen Sonnabend die Ortsdurchfahrt von Waltersdorf unsicher machten, sondern die Fahrer des Seifenkistenrennens von Waltersdorf.

Tollkühne Seifenkistenflitzer in Waltersdorf
Väter und Kinder kämpften mit vollem Einsatz um den Sieg im diesjährigen Seifenkistenrennen
Foto: Peter Reichardt
WALTERSDORF. Wie sagt der Volksmund so schön : Wie die Alten sungen, so zwitschern auch die Jungen. Und das konnte man in Waltersdorf tatsächlich ganz wörtlich nehmen. Waren es doch die Kinder, die den ersten Ran auf der Ortsdurchfahrt mit schnellen Streckenzeiten absolvierten, damit den Vätern eine steile Vorlage lieferten und die sich dann ebenfalls im Kampf um Siegpunkte harte Auseinandersetzungen lieferten. Selbst die Großväter ließen sich das nicht entgehen, waren sie doch oft die Einsatzmonteure der schnellen Schlitten und hatten bis zum jeweiligen Start der Fahrzeuge immer noch etwas daran zu basteln. Eingebettet war dieses Seifenkistenrennen in die diesjährige Sport- und Kinderfestwoche des TSV 1890 Waltersdorf, so daß es am Sonnabend für die Waltersdorfer hieß : Das Waltersdorfer Sommerfest zum Zweiten. Im Juni konnte das Rennen nicht gestartet werden, da sich viele der schnellen Jungen und Mädchen mit ihren Eltern in Urlaub befanden. Übrigens, dieses Seifenkistenrennen wird seit 1992 gestartet und hat damit nicht nur schon viele Sieger gesehen, sondern auch so manch kurioses Gefährt, das sich der Herausforderung der Rennstrecke stellte. Am Sonnabendvormittag dann gespannte Erwartung und Aufregung auf dem Waltersdorfer Dorfplatz, denn erst kam der Bäcker mit den Frühstücksbrötchen und dann die Matadoren dieses Rennens mit ihren aufgemotzten Seifenkisten. Es war schon erstaunlich, welch tolle Renner da im Fahrerlager eintrafen, die Rennasse sich gegenseitig beäugten, um ihre Chancen auszuloten, die mitgebrachten Experten ( sprich Väter, Mütter und Großväter ) noch entsprechende taktische Anweisungen gaben und dann in einem ersten Probedurchlauf die Rennstrecke getestet wurde. Schon da waren Geschwindigkeiten zwischen 35 km/h und 40 km/h keine Seltenheit auf der Strecke, deshalb auch der Integralhelm als Schutz vor Eventualitäten. In Kleinreinsdorf beim Feuerwehrfest war es der Bobbycar, auf dem das Rennen um den Sieg gefahren wurde. Doch die Waltersdorfer hatten da schon einen Blick nach Posterstein geworfen. Außerdem spielte ja auch die Tradition in Waltersdorf mit. Natürlich galt es im Kampf Jeder gegen Jeden zu zeigen wie gut die Radnaben geölt waren und welch windschnittige Figur man auf den vier- bzw. dreirädrigen Gefährten abgab. Immerhin wurden in den Rennen teilweise über 50 km/h gemessen. Jeweils zwei der Seifenkisten wurden aus dem Stand mit dem Wegziehen von Bremsklötzen gestartet, die dann auf der Waltersdorfer Dorfstraße Fahrt aufnahmen, mit geschickten Manövern der Fahrer immer schneller wurden und am Zieldurchlauf um die Siegpunkte kämpften. Da gab es viel Aufregung und Anfeuerung an der Rennstrecke und scharfe Augen des Kampfgerichtes wachten genau darüber, wer die Siegpunkte auf sein Konto gutschreiben konnte. Doch der Vereinsvorsitzende des TSV 1890 Waltersdorf Bernt Schädlich hatte da wohl die wichtigste Aufgabe übernommen, gab er doch den Start frei und kommentierte den jeweiligen Rennverlauf, damit die zahlreichen Zuschauer, unter ihnen auch der Greizer Bürgermeister Gerd Grüner, immer bestens informiert waren. Auch das Wetter spielte bestens mit, der Volksmund sagt dazu Kaiserwetter, so daß ein toller Rennvormittag ins Haus stand. 6 Seifenkisten stellten sich bei den Kindern dem Starter, so daß 5 Durchläufe gestartet wurden, ehe der Sieger bei den Kindern feststand. Mit 5 gewonnenen Rennen holte sich Michael Abicht den so heiß begehrten Sieg mit seinem tollen Flitzer und freute sich über Kinokarten des Greizer UT 99. Doch Laura Riedel war mit ihrem grünen Gartenfrosch eine ganz schnelle Konkurrenz und sicherte sich mit 4 Siegen Platz Zwei in diesem Rennen, während auf dem Bronzeplatz Niklas Bräunlich mit seinem Speedranner einkam. Sarah Sengewald mit ihrer Dreiraddraisine, Max Sengewald und Jan Schmidt folgten auf den Plätzen und alle konnten sich über Kinokarten freuen. Doch auch die Väter wollten beweisen, daß sie nicht nur Autos und Motorräder beherrschten, sondern auch die Seifenkisten. Also hieß es auch bei dieser Disziplin : 6 tollkühne Gesellen mit den Seifenkisten stellten sich dem Starter und jagten die Dorfstraße hinunter. Und das mit viel Spaß für sich selbst und zum Gaudi der Zuschauer. Übrigens, aus gut informierten Kreisen war zu hören, daß selbst der Greizer Bürgermeister Gerd Grüner in den vergangenen Jahren ein solches Gefährt gesteuert haben soll. Ob es die Masse war, oder die taktischen Anweisungen vom Sohn vor dem Rennen, es war Andreas Abicht, der nicht zu schlagen war und sich den Sieg erkämpfte. Ihm folgte auf dem Silberrang Davis Hellbig und auf dem Bronzeplatz Christoph Riedel, der beim Volleyballturnier im Juni als Mannschaftskapitän des Haribo-Ream mit seinen Mannen das Turnier gewinnen konnte. Auf den Plätzen des Männerrennens folgten Klaus Bräunlich, Silvio Sengewald und Philipp Sengewald. Papa du quälst das Ding so der Stoßseufzer einer der kleinen Fahrer. Natürlich hatten auch die Zuschauer bei der Preisvergabe ein Wörtchen mit zu reden, galt es doch die schönste Seifenkiste dieses Renntages zu ermitteln. Und da hatte Max Sengewald mit seinem getunten und flachgelegten Flitzer die Nase vorn. Ihm folgte Niklas Bräunlich mit seinem Feuerstuhl und Michel Abicht mit seinem Flitzer. Natürlich waren auch die Frauen vom TSV 1890 Waltersdorf nicht untätig. Sie sorgten mit ihren vorzüglich belegten Brötchen für die notwendige morgendliche Grundlage und Nervenstärke aller, um den Renntag zu überstehen. Ein rundum gelungenes Seifenkistenrennen, das am Abend mit einer Tanzveranstaltung, zu der Brokat – Die Band in der Waltersdorfer Turnhalle aufspielte, gemütlich und vergnügt ausklang.
Peter Reichardt @12.09.2009

Von Peter Reichardt

Seit einigen Jahren ist der Greizer Peter Reichardt in Gommla ansässig. Der sportlich engagierte Pensionär ist vielseitig interessiert, nicht nur im sportlichen, sondern auch im Jugendbereich und dem Vereinsleben der Stadt Greiz.