Tragisches im Greizer ParkIn den Jahren 1890 bis 1908 nahmen sich im Greizer Park 23 Menschen das Leben; siebzehn ertranken im Parksee, einige in der Nähe des Schwanenhäuschens.

In den Jahren 1890 bis 1918 nahmen sich 23 Menschen im Greizer Park das Leben

GREIZ. Der Greizer Park mit seiner langen Geschichte ist für die meisten Menschen ein Ort der Entspannung, des Kraftschöpfens und der Erholung. Aber er war auch oft ein Ort für Selbstmörder: nachgewiesen vor allem in den Jahren 1890 bis 1918.
Dreiundzwanzig Menschen nahmen sich in dieser Zeit hier das Leben; bei zwei jungen Frauen, die versuchten, sich im Parksee zu ertränken, wurde dies in letzter Sekunde verhindert.

Im Parksee fanden siebzehn Menschen durch Ertränken den Tod; drei Männer starben durch Erhängen und drei Männer erschossen sich.
In einer Akte des Hofmarschallamtes (Kap. II, Nr. 89/2) ist jeder der tragischen Fälle akribisch genau dokumentiert.

So teilte am 5. September 1890 die Fürstliche Staatsanwaltschaft der Fürstlichen Revierverwaltung des Pohlitzer Reviers mit, dass „nach Bericht des Fürstlichen Physikats…am gestrigen Tage in dem Fürstlichen Parksee allhier der Leichnam des Maurerpoliers August Förster von hier aufgefunden wurde.“
Weiter erhielt die Fürstliche Staatsanwaltschaft am 22. April 1897 folgende Mitteilung: “ Am 22. ds. Mts. Mittag 1 Uhr ist im Fürstlichen Park zwischen der sog. Schweizerschupfe und dem Bahndamm der Leichnam Alfred Liebig, Colorist, aus Plauen gebürtig, welcher hier verheiratet, von seiner Ehefrau, geb. Treuter, erschossen aufgefunden worden.“

In der Nähe des Schwanenhäuschens fand man am 19. Oktober 1901 „morgens 7 Uhr den weiblichen Leichnam der Hermine Louise Kießling aus der Parkgasse 56“ ertränkt auf.
Am 20. März 1903 wurde wieder in der Nähe des Schwanenhäuschens morgens „3/4 8 die Leiche der Anna Therese Klöpfel“, der „Frau des Kohlenhändlers und Schloßnachtwächters Louis Albin Klöpfel“, ertrunken geborgen.
An anderer Stelle der Akte liest man unter dem Datum 2. Dezember 1901: „Am Nachmittag wurde gegen 4 Uhr hinter der sogenannten Schweizerschupfe die Leiche des 66 Jahre alten, in der Breuningstraße wohnhaften ehemaligen Warenschauers Gustav Rasch von hier aufgefunden. Der Tod ist mittels Erhängen an einem Galgen mit einer zweifachen Schnur erfolgt. Nach Aussage seiner Tochter litt er seit 1 1/2 Jahren an Gehirnerweichung und war bei Dr. Wichmann in Behandlung. An diesem Tag wollte er zum Arzt, beging aber Selbstmord.“

Am 27. Februar 1906, kurz vor Mittag wurde eine „Frauensperson im fürstlichen Parksee ertränkt aufgefunden. Ermittlungen ergaben, es war die ledige Frieda Herrmann, die sich seit 2. Februar von ihrer Mutter in der Tannendorfstraße entfernt hatte“ und von da an als vermisst galt. Mit Bestimmtheit ging man davon aus, dass es Selbstmord war, „da bei der Auffindung der Leiche ein großer Stein um den Leib mittels einer starken Schnur gebunden vorgefunden wurde.“

Bei der zweiten Person, die sich im Park in Nähe des „Parkschlösschens“ am 30. September 1907 erschoss, handelte es sich um den Kaufmann Albert Wolff aus Plauen. Dessen Witwe Martha sagte aus, dass ihr Mann aus einem „Akt der Schwermut in Folge zerrütteter Vermögensverhältnisse“ Selbstmord begangen habe.
Am Abend des 6. Oktober 1913 gegen 8 Uhr fanden zwei Gärtnergehilfen ein 16-jähriges Mädchen bis Brusthöhe am Wiesenrand in Nähe der „Schweizerschupfe“ im Wasser stehend. Die Gärtner zogen das Mädchen heraus und brachten es in die Parkgärtnerei. Das Mädchen hieß Wanda Gerstenberger. Sie habe „in Plauen gedient und sei von da auf und davon“. Nachdem die Mutter das Mädchen mit trockener Kleidung versorgt hatte, wurde es gegen 11 Uhr abends von der Sanitätskolonne in Greizer Landeskrankenhaus gebracht.
Bereits am 21. September 1907 war Anna Maria Schmidt aus Greiz lebend aus dem Parksee gezogen worden.

Antje-Gesine Marsch @07.02.2018
Quelle: Greizer Heimatkalender 2009, Thür. Staatsarchiv Greiz, Bestand: Hofmarschallamt Greiz, Kap. II, Nr. 89/2