Umjubelte Seniorenwerkstatt in Greizer »Grünen Linde«Die Premiere der Seniorenwerkstatt des Greizer Theaterherbstes in der »Grünen Linde« avancierte zum Erfolg.

GREIZ. Alter schützt vor Liebe nicht ist beileibe keine Binsenweisheit. Das konnten die Gäste der Seniorenwerkstatt des Greizer Theaterherbstes am Dienstagabend im Saal des Gasthofs „Grüne Linde“ hautnah erleben. „Er ist wie geschaffen für dieses Stück“, hatte Werkstattleiter Martin Heesch schon vor Monaten festgestellt. Fünf Akteure trafen sich seit Juli zur intensiven Probenarbeit, um gemeinsam mit dem Regisseur das Thema mit Leben und vor allem Liebe zu erfüllen. Günter Vogt, Gabriele Schuster, Almut Kaul und Sybille Petermann aus Greiz, die 81-jährige Lilo Pfüller aus Zeulenroda, sowie Waltraud Ahlburg und Margot Leis aus dem Seniorenwohnzentrum An der Schlossbrücke Greiz agierten dabei nicht nur als Schauspieler, sondern brachten durch eigene Schilderungen ihrer Liebe aus längst vergangenen Tagen Authentizität ins Stück.

An ihren verstorbenen Mann dachtet Lilo Pfüller in Liebe zurück; an ihre Bekanntschaft, die sich auf dem Berliner Alex anbahnte und in den Hafen der Ehe führte, warf Gabriele Schuster mit dem Schlager „Es fährt ein Zug nach Nirgendwo“ einen Blick der Erinnerung. In die Stadt San Francisco verliebte sich Günter Vogt, wobei Udo Jürgens‘ Titel „Ich war noch niemals in New York“ eingespielt wurde. Beginnend mit dem bekannten Loriot-Sketch Hermann und Elfriede entspann sich eine Geschichte um das Tanzcafe`, in dem sich die zunächst skurril wirkenden Herrschaften präsentierten. Während sich Elfriede (Sybille Petermann) an den Reglern der Tonanlage zu schaffen machte, die Lautsprecher knisterten und die Discokugel in schillernden Farben erstrahlten, wurden schmachtende Blicke geworfen, wurde getanzt, geflirtet und eifersüchtig auf Konkurrentinnen reagiert. Dazu erklangen Titel wie Ich brech“ die Herzen der stolzesten Frauen von Heinz Rühmann, Ich brauch“ Tapetenwechsel von Hildegard Knef, aber auch Lady Bump von Penny McLean oder „Sex bomb“ von Tom Jones. Über ihre Liebe, die beim Konzert von „Boss“, Bruce Springsteen in München begann, berichtete schließlich auch „Elfriede“.

Als die Herrschaften bei ihr eine Bestellung aufgeben wollten, eskalierte die Situation, es wurde gestritten, diskutiert und geschubst, was das Zeug hält. Lediglich „Ernst“ bleibt Herr der Lage und verlangt cool „Ein Bier, bitte!“ Als die Tonanalage ausfällt und sich „Elfriede“ ans Reparieren macht, ändert sich plötzlich die Situation. Man beginnt zu sinnieren, was Liebe eigentlich bedeutet. Dies führt zu den unterschiedlichsten Interpretationen: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“, „Liebe ist wie eine Droge – entweder bringt sie einen ins Paradies oder um“, „Liebe ist die einzige Sklaverei, die Vergnügen bereitet“ oder noch zugespitzter: „Liebe ist eine Krankheit, wo beide ins Bett müssen“, wie es Lilo Pfüller auf den Punkt brachte. Dass sich nach dem Manfred-Krug- Rausschmeißer-Titel Damals Ernst und Jutta die Telefonnummern austauschten, quittierten die anderen Damen mit abwertenden Blicken und verächtlichen Gesten. Tosender und langanhaltender Applaus krönte die fast anderthalbstündige Aufführung, die durch die hervorragende Leistung der Akteure bestach. Regisseur Martin Heesch bedankte sich vor allem bei Angelika, Günter und Renè Daßler, den Wirtsleuten des Gasthofes Grüne Linde für die gute Betreuung. Ein besonders herzliches Danke entbot Heesch Frau Merkel, um nach fragenden Blicken schnell aufzuklären. Das ist die Katze der Daßlers.

Antje-Gesine Marsch @17.09.2013