Umjubeltes Weihnachtsoratorium in Greizer StadtkircheGemeinsam mit der Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach bringt der Kantatenchor an St. Marien mit Unterstützung des Kinderchores das Weihnachtsoratorium von J.S. Bach zur Aufführung.

Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach, Kantatenchor und Kinderchor an St. Marien sowie hervorragende Solisten begeisterten
GREIZ. Eine Aufführung des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach zu erleben, gehört für viele Menschen zu einer gepflegten und liebgewordenen Tradition. Was kann intensiver auf die nahende Weihnacht einstimmen, als das Hören der Bachschen Klänge, die seit Jahrhunderten die Menschen auf der ganzen Welt begeistern. Vier Tage vor dem Heiligen Abend dieses erhebende Werk in der Stadtkirche „St. Marien“ erleben zu dürfen, gehörte für viele Greizer und deren Gäste zu den schönsten Erlebnissen in der Vorweihnachtszeit. Hunderte Besucher kamen am Sonntagabend in das Gotteshaus. Selbst auf der dritten Empore nahmen erwartungsfrohe Gäste Platz. Aufgeführt wurde das Weihnachtsoratorium wieder unter bewährter Leitung des Greizer Kantors Ralf Stiller; musikalisch agierten der Kantatenchor und der Kinderchor an St. Marien, die Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach, die Solisten Marcia Sacha (Sopran), Eva Schuster (Alt), Taro Takagi (Tenor) und Georg Streuber (Bass), sowie Konzertpianistin Sarah Stamboltsyan.
Das Weihnachtsoratorium wurde zu Lebzeiten von Johann Sebastian Bach (1685-1750) nur ein einziges Mal gegeben und die Menschen, die dieses tiefgründige Werk anno 1734/35 erleben durften, mussten ihr Leben lang von dessen Schönheit zehren. Was für ein Glück, dieses wunderbare Oratorium jedes Jahr in der Weihnachtszeit hören zu können. Gehörten die sechs Teile des Weihnachtsoratoriums historisch zum Gottesdienst, gehen die Menschen heute gezielt in die Kirche, um diese Musik in einem Konzert zu erleben. In diesem Jahr kamen die Teile I sowie 4 bis 6 zur Aufführung, die mit dem donnernden Eröffnungschor „Jauchzet, frohlocket“ schon vom ersten Ton an fesselten. Der erste Teil ist natürlich Inbegriff des Weihnachtsoratoriums mit den jubilierenden Geigen und Flöten, seinen Pauken und Trompeten und den prächtigen Chorgesängen. So hat Bach seine Freude über das Weihnachtsfest in Vollkommenheit ausgedrückt. Die hellen Stimmen des Kinderchores brachten in Stücken wie dem Choral „Er ist auf Erden kommen arm“ eine ganz besonders strahlende, klangliche Note ein. Alle bestens vorbereiteten Sängerinnen und Sänger intonierten die Choräle einfühlend und stimmschön, modulierend in der Dynamik und äußerst gut artikuliert. Die Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach agierte einmal mehr als Orchester, das musikalische Festlichkeit, geschliffenen Klang und virtuose Brillanz bot. Für die Solopartien hatte Kantor Stiller, der als Dirigent für eine geschlossene und stilsichere Aufführung sorgte, mit Marcia Sacha, Eva Schuster, Taro Takagi und Georg Streuber hervorragende Sänger verpflichtet, die in Greiz bereits zum wiederholten Male begeistern konnten. Die aus Salzburg kommende Sopranistin Marcia Sacha sang mit glasklarer Stimme und berührte durch feine Innigkeit. Altistin Eva Schuster interpretierte ihre Arien und Rezitative mit Glanz und Einfühlsamkeit. Tenor Taro Tagaki und Bassist Georg Streuber warteten ebenso mit großartiger Leistung auf. Besonders das Sopran-Alt-Tenor-Terzett „Ach, wann wird die Zeit erscheinen?“ wurde musikalisch erfüllend interpretiert. Konzertpianistin Sarah Stamboltsyan setzte am Cembalo elegante Akzente. Beeindrucken konnten neben Solo-Oboistin Juliane Sigler zudem die beiden Violinisten Stephan Freund und Filip Jeska, die bravourös die Tenor-Arie “Ich will nur dir zu Ehren leben“ begleiteten. Für beglückende Momente sorgte die Vitalität und Frische des Kantatenchores an St. Marien, so etwa beim enthusiastisch gesungenen „Herr, wenn die stolzen Feinde schnauben“, als auch bei den klangschön ausgeformten Chorälen in bemerkenswerter Balance und lupenreiner Intonation. Souverän und elegant hatte Kantor Ralf Stiller alle Fäden in der Hand. Der minutenlang anhaltende Beifall und die stehenden Ovationen waren beredtes Zeugnis für die hohe Qualität der Aufführung, die einmal mehr zu einem der Höhepunkte im kirchenmusikalischen Jahr avancierte. Als Dank der Aufführenden erhielten die jubelnden Gäste noch einmal den Eingangschoral „geschenkt“.

Antje-Gesine Marsch @21.12.2015