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Uwe Neupert: Würde alles wieder genauso machen

Talk im Schloss mit Welt- und Europameister Uwe Neupert

Auch Heiteres gibt Uwe Neupert (r.) zum Besten.

Ex-Weltmeister im Ringen Uwe Neupert war Gesprächsgast bei „Talk im Schloss“

GREIZ. Über die sportlichen Erfolge des Ringers Uwe Neupert zu sprechen, heißt im Grunde, Eulen in die Schloss-und Residenzstadt zu tragen: Olympiazweiter 1980, Weltmeister 1978 und 1982 sowie Europameister 1978, 1979 und 1981. Oft zieht es den heute in Reilingen lebenden Diplom-Sportlehrer und Ausnahme-Athleten zurück in seine Heimatstadt, in der ein großer Teil seiner Familie lebt.

So auch am Freitagabend, als Uwe Neupert Gast der Veranstaltung „Talk im Schloss“ war – einer Kooperation der Tourist-Information, des RSV Rotation Greiz und der Greizer Koch-und Backmädels. Begrüßt wurden im Weißen Saal des Unteren Schlosses die 2. Beigeordnete der Greizer Landrätin, Ines Wartenberg (SPD), RSV-Präsident Thomas Fähndrich sowie zahlreiche interessierte Gäste. Ehrengäste kamen aus Wasungen und Reilingen: Willi Tepper , Chefverbandstrainer des Ringerverbandes der DDR und Erich Klaus, ein deutscher Ringer und heute erfolgreicher Unternehmer in der Sport- und Fitnessbranche.

Der Moderator der Veranstaltung, Frank Böttger, ein profunder Kenner der Greizer Ringerszene, zeigte sich bestens vorbereitet, leitete die Unterhaltung souverän und verstand es, ein spannendes Gespräch zu entfachen. Wie aus dem Teilnehmer der Kinder-und Jugendspartakiade, der für seine errungenen Medaillen stets ein Taschengeld erhielt, der erfolgreichste deutsche Ringer wurde, schilderte Uwe Neupert kurzweilig – zum einen chronologisch, zum anderen gespickt mit “Episoden”.
Eine Niederlage kann Neupert bis heute nicht verwinden, wie er augenzwinkernd gestand: Siegfried „Siggi“ Lippke hatte erst kürzlich zum besten gegeben, Neupert einst zur Spartakiade in der 57-kg-Klasse geschlagen zu haben. Das war dem Weltmeister entfallen, musste er lachend zugeben.

Dass ein Sportlerleben wahrlich kein „Dolce Vita“ ist, gab Uwe Neupert zu. Hartes Training, Fleiß, eiserne Disziplin und Motivation gehörten für den Ausnahmesportler zum täglich Brot. Doch zählte Neupert diese “Lehrjahre” zu den “wichtigsten und schönsten” seines Lebens.

Der Sport in der DDR hatte einen hohen Stellenrang, wie Neupert betonte. Dennoch seien die Spitzensportler nicht privilegiert gewesen. Nominierungen zu internationalen Meisterschaften mussten immer wieder neu erkämpft werden. Eine herbe Enttäuschung sei für ihn der Boykott der Olympischen Spiele in Los Angeles durch die Ostblockstaaten gewesen. “Diese Spiele waren mein großes Ziel”, erinnert sich Neupert, der seinen 2. Platz von Moskau im Jahr 1980 zum obersten Podestplatz wandeln wollte.
Erst vierzehn Tage vor Beginn der Spiele habe er von einem Sportfunktionär erfahren, dass man sich dem Vorschlag der UdSSR anschloss. “Für viele brach eine Welt zusammen”, gab Uwe Neupert zu, der die Zeit auch im Nachgang als “schlimm” einschätzte.
Doch das Leben ging weiter; er musste allerdings aus der “Brückenlage” herauskommen, gebrauchte Neupert einen Begriff aus dem Ringersport.
Als er zu den Olympischen Spielen in Seoul 1988 “nur” den 4. Platz errang, habe ihn nicht einmal mehr die Putzfrau gegrüßt, beschreibt Neupert die Enttäuschung, die aufkam, wenn man den Podestplatz knapp verpasste. Als er dann auch die versprochene Mittelmeerreise nicht antreten durfte, sei er “doppelt sauer” gewesen, so Uwe Neupert rückblickend.

Eine lebendige Diskussion der zahlreichen Veranstaltungsgäste bereicherte den interessanten Abend. Was er als Sportler verdient hätte, wollte ein Greizer wissen. 3000 Mark habe ihm der Europameister-Titel gebracht; der Weltmeister-Titel 10.000 Mark, gab Uwe Neupert als Antwort. Dass er zu DDR-Zeiten eine “bevorzugte Auto-Auslieferung” bekam, erachtete der Ausnahmesportler als legitim. Ob er nie in den “Westen” abgeworben wurde, wollte ein anderer Gast wissen. “Doch, es gab eindeutige Angebote”, so Neupert, der aber auch wusste, dass die Familie, die er zurückgelassen hätte, dadurch erheblichen Repressalien ausgesetzt worden wäre. ”Niemals hätte ich das meiner Familie angetan.”

Als “tolle Zeit” mit “echter Kameradschaft” bezeichnete er seine aktive Laufbahn im Leistungssport. “Wir waren wir die Musketiere – einer für alle, alle für einen”, so Neupert resümierend. Man könne diese Zeit nicht mit der jetzigen vergleichen, gab er allerdings zu bedenken. Eine berufliche Ausbildung zu machen, empfahl er jedem Leistungssportler, so dass man nach der aktiven Sport-Karriere in einem Beruf Fuß fassen könne.

Das oft bemühte Thema “Doping” kam natürlich auch auf’s Tableau. In der DDR habe es ein “flächendeckendes kontrolliertes Doping” gegeben, so Neupert. Er sei bei allen 21 Kontrollen, die internationale Kämpfe mit sich brachten, nie positiv gewesen, betonte der Ausnahme-Athlet. Inzwischen stehen 50.000 Mittel auf der Dopingliste, und man frage sich manchmal, ob sich Deutschland nicht “zu Tode kontrolliert”. Dopingmittel frei zu geben, hält das Ringeridol für gefährlich – Todesfälle seien dabei nicht auszuschließen.

“Spannend” nannte Ines Wartenberg die Ausführungen von Uwe Neupert. Was er jungen Leuten, respektive Nachwuchssportlern empfehle, die an der Schwelle des Lebens stehen, wolllte sie wissen. “Die Schule” sei ganz wichtig, genauso das “fleißige Training” – und an die Eltern gewandt: Werte zu erhalten und für’s Leben mitzugeben.

Eine besonders berührende Szene gab es zu Beginn der Veranstaltung: Die Mutter des Ringer-Idols hatte am 3. Oktober ihren 86. Geburtstag gefeiert. Uwe Neupert überreichte ihr unter dem Beifall der Anwesenden ein Präsent und Blumen und dankte ihr für alles, was sie im Leben leistete.

Viele Gäste nahmen die Möglichkeit wahr, sich die Ausstellung “Olympia” in der Beletage anzuschauen, in der beispielsweise alle 19 international gewonnenen Medaillen von Uwe Neupert präsentiert werden.

Die Greizer Koch-und Backmädels wurden an diesem Abend ihrem Ruf mehr als gerecht: Ein liebevoll kreiertes Buffet lud im Anschluss der Talkrunde zum Schlemmen ein. Der Erlös des Verkaufes wird der Kinder-und Jugendarbeit des RSV Rotation Greiz zur Verfügung gestellt. Näheres wird noch zu berichten sein.

Antje-Gesine Marsch @15.10.2016

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