Ausstellung "Vor der Flucht" im Oberen Foyer der Vogtlandhalle GreizDr. Heinz Frotscher bei seinen einführenden Worten.

Fotoausstellung “Vor der Flucht” von Dr. Heinz Frotscher wurde am Donnerstag im Oberen Foyer der Vogtlandhalle Greiz eröffnet

GREIZ. Reichen Fotos aus, um zumindest eine Ahnung vom Stolz und der Würde eines Menschen zu vermitteln? Dieser Frage ging der Zeulenrodaer Fotograf, Dr. Heinz Frotscher, anlässlich der Ausstellungseröffnung „Vor der Flucht“ am Donnerstagabend im Oberen Foyer der Vogtlandhalle Greiz nach. Gezeigt werden großformatige 42 Aufnahmen von Menschen aus Syrien und dem Irak – entstanden Mitte bis Ende der 1980er Jahre. Dr. Frotscher selbst weilte vier Mal im Nahen Osten; offerierte sogar in Bagdad eine Ausstellung mit achtzig seiner Werke.

“Die Menschen dort verehrten mich und meine Bilder, weil ich die Würde der Männer, Frauen und Kinder herausarbeitete”, erinnert er sich. Schreckliche Momente erlebte der Fotograf etwa, als bei einem Bombenengriff in Bagdad 54 Kinder getötet wurden. “Sie konnten noch nicht einmallesen und schreiben”, wie es der Zeulenrodaer nachdenklich formulierte.

Auch Bauwerke der Weltkultur lichtete Dr. Heinz Frotscher ab – teils wurden diese vom “Islamischen Staat” in den letzten Monaten völlig zerstört. Ein Bild zeigt die “Prozessionsstraße” in Bagdad, ein anderes fröhliche, Eimer tragende Jugendliche, die sich zum Gruppenbild aufreihten. “Die Ausstellung zeigt auch Menschen in ihrem Alltag – viel leichtes und heiteres”, so der Fotograf. Sein Bestreben sei stets gewesen, Menschen und Dinge in ihrer Natürlichkeit zu zeigen.

Gegenwärtig sind sowohl Syrien als auch der Irak in den täglichen Schlagzeilen zu finden: “Aleppo wird noch heute bombardiert”, wie Dr. Frotscher weiß. Auch der Irak sei seit dem Einmarsch der Amerikaner im Jahr 2003 nicht mehr “zur Ruhe gekommen”. Dennoch solle die Ausstellung “Vergnügen bereiten”, zum Nachdenken anregen, aber auch “Kopfschütteln” verursachen. Seit dem Jahr 2011 herrsche in Syrien Bürgerkrieg – geschätzt 4,8 Millionen Menschen haben seither das Land verlassen. Rund 12 Prozent der syrischen Flüchtlinge leben in der Bundesrepublik Deutschland.

Zu den Gästen der Ausstellungseröffnung zählten neben dem Greizer Wirtschafts- und Tourismusförderer, Stephan Marek, auch syrische Asylbewerber, die auf Einladung von Peter Jahn-Illig kamen. „Sicher steigen beim Betrachten der Bilder Erinnerungen hoch“, wie der Ausländerbeauftragte des Landkreises Greiz weiß: „Sowohl positive, als auch negative.“

Für die Hilfe und Unterstützung bei der Vorbereitung dankte Dr. Heinz Frotscher insbesondere Marcus Eisel, Jörg Flessa und seiner Ehefrau.

Die Vernissage wurde von Jana Hellfritzsch auf der Gitarre musikalisch umrahmt.

Info:
Der Autor der Ausstellung „Vor der Flucht“, Dr. Heinz Frotscher, wurde 1935 in Zeulenroda geboren. Er erlernte den Beruf Schnittebauer, besuchte die Arbeiter- und Bauernfakultät in Jena, studierte Journalistik in Leipzig. Redaktionelle Tätigkeiten führten ihn zu Zeitungen und Zeitschriften. In der Bildabteilung der Nachrichtenagentur ADN, ADN-Zentralbild, wirkte er 24 Jahre, freischaffend mit der Kamera nach der Wende in Berlin. 1996 folgte die Rückkehr in seine Thüringer Geburtsstadt, in der er seit zwanzig Jahren wieder lebt.

Antje-Gesine Marsch @07.10.2016