Theateraufführung der Justizvollzugsanstalt Hohenleubenv.l. Der Leiter der JVA Hohenleuben, Jürgen Frank, Anke Hartmann, Corina Gutmann und David Hummel.

Am 21. Juni wird um 19 Uhr zur Theateraufführung der Justizvollzugsanstalt Hohenleuben in die Vogtlandhalle Greiz eingeladen – Auf dem Programm steht „Dr. Jekyll & Mr. Hyde 2016“

GREIZ. Die Aufführung eines Theaterstückes ist im Grunde nichts Außergewöhnliches. Was aber, wenn die Darsteller Strafgefangene der Justizvollzugsanstalt Hohenleuben sind und eigens für diese Aufführung den „Knast“ für ein paar Stunden verlassen dürfen?

Nachdem in den letzten Jahren „Die Reise“, Goethes „Faust“, Büchners „Woyzeck“ oder Shakespeares „Hamlet“ zur Aufführung gebracht wurden, wagte sich die Leiterin des Gefangenentheaters, Anke Hartmann, diesmal an Robert Louis Stevensons „Dr. Jekyll & Mr. Hyde“.
Frei nach dieser Novelle schrieb die Greizerin das Drehbuch, das zum Teil auf der klassischen Ebene basiert, zum anderen surreale Einblicke in den Justizvollzugsalltag bietet.
Zweimal wöchentlich vier Stunden, oft auch am Wochenende wurde drei Monate lang geprobt. Die erste Aufführung des Stückes ging in der Justizvollzugsanstalt Tonna über die Bühne. Dass es schwierig ist, einen geeigneten Raum zu finden und vor „eigenen Leuten“ zu spielen, verschweigt Anke Hartmann dabei nicht.
Nicht nur als Leiterin des Greizer Spontantheaters kann die Sport- und Freizeitbeamtin der JVA Hohenleuben auf einen großen Erfahrungsschatz zurückblicken; Anke Hartmann begeisterte immer wieder genügend Interessenten, um auch im Vollzug in die Theaterwelt einzutauchen und im Mehrzweckraum zu proben.
Diesmal sind es sieben Mitwirkende – und Raliza Pavlova vom Spontantheater, die das Stück zeigen. „Der Auftritt in der Vogtlandhalle ist für die Inhaftierten unheimlich wichtig – so langsam steigt auch das Lampenfieber“, so die Regisseurin. Das Theaterspiel im Vollzug nimmt einen wichtigen Stellenwert ein, stärkt die Sozialkompetenz und bringt oft ungeahnte Fähigkeiten zutage. Zum einen sei es Neugierde, literarisches Interesse, aber auch die Langeweile eines geschlossenen Raumes, die die Inhaftierten motiviere, sich nach einem Antrag der Theatergruppe anzuschließen, weiß Frau Hartmann.

Noch etwas wird an diesem Theaterabend erstmals vorgestellt: Die Kooperation JVA Hohenleuben und Greizer Bibliothek besteht sei fünf Jahren. Aus diesem Anlass produzierte man die RAP-CD „Straftat-Aufarbeitung“. Seit Herbst 2016 wurden regelmäßig Workshops mit den Musikern David Hummel und Christian Kießling im Gefängnis durchgeführt, Texte vertont und diese mit Beats unterlegt. „Der Weg ist
das Ziel“, umriss es die Leiterin der Stadt-und Kreisbibliothek Greiz, Corina Gutmann, die unzählige ehrenamtliche Stunden im Vollzug absolvierte, um dieses Projekt auf den Weg zu bringen.

Service:
Die Veranstaltung findet am Mittwoch, den 21.06.2017 um 19 Uhr in der Vogtlandhalle Greiz statt.
Karten gibt es im Vorverkauf in der Vogtlandhalle Greiz und der Tourist-Information Greiz.

Antje-Gesine Marsch @15.06.2017