Weihnachtsoratorium I-III, BWV 248 von Johann Sebastian Bach in Stadtkirche St. Marien in GreizMinutenlanger Beifall für Oliver Scheffels, die Chöre, die Vogtland Philharmonie und die Solisten des Abends.

Weihnachtsoratorium I bis III in Greizer Stadtkirche mit Bravour aufgeführt. Das Konzert war zugleich das Abschiedskonzert von Oliver Scheffels in Greiz
Geist der Weihnacht hielt Einzug

GREIZ. Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium gehört für die meisten Menschen zum Weihnachtsfest wie der Tannenbaum oder der Stollen. Viele sind mit dem Werk vertraut, kennen dessen Bedeutung und Schönheit. Doch gibt es auch immer wieder Menschen, die zum ersten Mal Pauken, Trompeten und Chor jauchzen, frohlocken und die Tage preisen hören. So wie Manfred Teichmann, der mit seiner Frau am Sonnabendabend zur Aufführung des Oratoriums in die Greizer Stadtkirche St. Marien kam. Der Greizer zeigte sich nicht nur über das frisch sanierte Gotteshaus hocherfreut, sondern lobte die großartige Aufführung des Werkes durch den Kantatenchor Greiz, den Zeulenrodaer Oratorienchor, die Solisten Christiane Schroetel (Sopran), Markus Dietzsch (Altus), Martin Krumbiegel (Tenor) und Florian Götz (Bass) sowie die Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach unter der künstlerischen Leitung von Oliver Scheffels, der mit diesem Konzert seinen Abschied aus Greiz zelebrierte.
Das Weihnachtsoratorium wurde zu Lebzeiten des Komponisten nur ein einziges Mal aufgeführt und die Menschen, die dieses tiefgründige Werk anno 1734/35 erleben durften, mussten ihr Leben lang von dessen Schönheit zehren. Was für ein Glück, dieses wunderbare Oratorium jedes Jahr in der Weihnachtszeit hören zu können. Gehörten die sechs Teile des Weihnachtsoratoriums geschichtlich zum Gottesdienst, gehen die Menschen heute gezielt in die Kirche, um diese Musik in einem Konzert zu erleben. In diesem Jahr kamen wiederholt die Kantaten I bis III zur Aufführung, die mit dem donnernden Eröffnungschor Jauchzet, frohlocket schon vom ersten Ton an fesselten. Der Chor ist natürlich Inbegriff des Weihnachtsoratoriums mit den jubilierenden Geigen und Flöten, seinen Pauken und Trompeten und den prächtigen Chorgesängen. So hat Bach seine Freude über das Weihnachtsfest in Vollkommenheit ausgedrückt. Waren seinerzeit die Kirchen immer übervoll schließlich fanden hier viele gesellschaftliche Prozesse zusammen war auch die Greizer Stadtkirche an diesem Vorabend des 4. Advents mit etwa 450 erwartungsvollen, freudigen Menschen gefüllt. Gebannt und zum Teil atemlos hörten sie zu und verfolgten das musikalische Geschehen mit höchstem Interesse. Das Weihnachtsoratorium birgt dabei den Anspruch, den Zuhörern die Weihnachtsgeschichte in besonderer Form nahe zu bringen. Dabei wechselt die Betrachtungsweise innerhalb der Stücke zwischen dem sachlichen Bericht des Evangelisten und den emotionalen Texten der Arien und Choräle.
Martin Krumbiegel (Tenor) agierte als Evangelist; die Arien und Rezitative wurden von Christiane Schroetel (Sopran), Markus Dietzsch (Altus) und Florian Götz (Bass) dargeboten. Die Sopranistin sang mit feiner, glasklarer Stimme, setzte sich aber leider teilweise nicht gegen das Orchester durch. Altus Markus Dietzsch konnte mit verströmend freiem Ton die für viele gewöhnungsbedürftige Stimmlage hörbar und zudem als gefühlstragend glaubhaft machen. Tenor Martin Krumbiegel zwang seine Stimme mitunter in die Höhe und hatte leichte Probleme mit der Intonationssicherheit. Bassist Florian Götz überzeugte mit Volumen und ausdrucksvoller Tiefe. Konzertpianistin Sarah Stamboltsyan setzte am Basso continuo elegante Akzente, die Sinfoniker agierten in gewohnt virtuoser Weise. Souverän und elegant hatte Oliver Scheffels alle Fäden in der Hand. Der minutenlang anhaltende Beifall und die stehenden Ovationen waren beredtes Zeugnis für die hohe Qualität der Aufführung, die einmal mehr zu einem der Höhepunkte im kirchenmusikalischen Jahr avancierte.
Bliebe noch die Hoffnung, dass das Abschiedskonzert von Oliver Scheffels als Greizer Kantor nicht das letzte gewesen sei, das er in Greiz gegeben hat.

Antje-Gesine Marsch @22.12.2012