Prominente im Gespräch in der Greizer Stadtkirchev.l. Ulf Merbold, Harald Seidel und Harald Lesch zur Diskussion.

Vorträge und Gespräche zum Thema „Mars Mission“ begeistern gut 500 Gäste in der Stadtkirche „St. Marien“ – 1466,30 Euro durch Kollekte für die Sanierung der Kreutzbach-Jehmlich-Orgel eingenommen
GREIZ. Kann Physik unterhaltsam sein? Diese Frage werden die gut 500 Gäste der „Prominente-im-Gespräch“-Veranstaltung seit Montagabend eindeutig mit „Ja“ beantworten. Keiner kann mit der Ernsthaftigkeit eines Wissenschaftlers so witzig, charmant und allgemein verständlich in die Geheimnisse der Physik einweihen wie der deutsche Astrophysiker, Wissenschaftsjournalist und FernsehmoderatorHarald Lesch. Wenn ihm dann noch ein Astronaut zur Seite steht, der dreimal in den Kosmos reiste, dürfte das in physik-wissenschaftlicher Brillanz kaum zu überbieten sein. „Mars Mission“ titelte die Veranstaltung, zu der Harald Seidel die beiden Physiker in die Stadtkirche „St. Marien“ einlud. Im Fokus stand der Rote Planet, der die Fantasie der Menschheit schon seit vielen Jahren beflügelt. Die Planeten Erde und Mars kreisen beide um die Sonne; da sie sich aber mit unterschiedlicher Geschwindigkeit drehen, entfernen sie sich ständig voneinander. „Selbst wenn sie sich am nächsten sind, sind das immer noch 56 Millionen Kilometer“, erklärte Ulf Merbold, gebürtiger Greizer und Ehrenbürger der Stadt den Gästen. Der Mars sei mit einem Durchmesser von 6794 Kilometern nur etwa halb so groß wie die Erde – ein Marstag beträgt 24 Stunden und 37 Minuten und ist somit dem Tag auf der Erde durchaus ähnlich. Der „rote Planet“ besitzt nur eine sehr dünne Atmosphäre, die zwar nicht zum Atmen ausreicht, aus der man aber Gase zur Gewinnung von Sauerstoff und Nutzung auf bemannten Stationen entnehmen könnte, wie Ulf Merbold ausführte. „Der Mars ist das Paradies für neue Erkenntnisse“, befand der Astronaut. „Hätte man da oben Menschen, wüsste man, was los ist“, so Ulf Merbold in seiner humorvollen Art. Etwa drei Jahre würde eine Reise zum Mars dauern, schätzt der Wissenschaftler ein. Wie aber könne man es technisch realisieren, dorthin zu kommen? „Es muss beachtet werden, dass sich die Entfernung der Erde zum Mars ständig ändert. Alle 26 Monate überholt die Erde den Mars“, so Merbold. Den Bau von elektrischen Antrieben und ein in sich geschlossenes Lebenserhaltungssystem erachtet der Wissenschaftler als wichtige Schritte zur Realisierung. Der „Wahrheit auf den Kern zu kommen“ benennt der dreifache Astronaut dabei als Anspruch schlechthin. „Es macht immer Sinn, irgendwo hinzugehen, wo noch keiner war“, zeigt sich Dr. Merbold überzeugt und verwies auf Vasco da Gama oder Kolumbus. Zuvor hatte Prof. Harald Lesch in die Materie eingeführt und betont, dass die Gesetze des Himmels kein Buch mit sieben Siegeln mehr seien: „Die Welt hat errechenbaren Charakter.“ Dass die bemannte Weltraumfahrt unbedingt ausgebaut werden muss, daran ließ der Experte keinen Zweifel. Über Naturgesetze könne man nicht diskutieren, so der Wissenschaftler, der zudem wissen ließ, dass es auf der Erde durchaus zu Asteroiden-Einschlägen verheerender Art kommen könne. Deshalb müsse man Asteroiden auf Kollisionskurs von der Erde fernhalten. „Wir müssen da raus“, wie Harald Lesch sagte – immer im Blick, die globale Zivilisation vor dieser Gefahr aus dem All zu schützen. Der erste Schritt, den Blick „von außen“ auf die Erde zu lenken, sei eine Mission zum Mars. Selbst, wenn diese Mission – zwar nicht vor dem Jahr 2030 – glücken sollte: Auf dem Mars würde Ulf Merbold nicht auf Dauer bleiben wollen. „Wir müssen erkennen, welche grandiosen Umstände uns die Erde bietet“, wie er unterstrich. Es sei deshalb die vorrangige Aufgabe, „unseren Heimatplaneten den Nachgeborenen in einem intakten Zustand zu überlassen.“ Im Übrigen sei es im Weltall „ziemlich langweilig“,ergänzte Harald Lesch augenzwinkernd: „Da passiert nicht viel.“ Was an diesem Abend doch passierte, war die grandiose musikalische Umrahmung der Veranstaltung durch Kantor Ralf Stiller an der Orgel und dem Synthesizer. Passend zum Thema schwebten sphärische Klänge durch das Kirchengebäude und malten Klangbilder um den roten Nachbarn, dessen Oberfläche auf einer Leinwand zu betrachten war. Die Begeisterung für das exzellente Spiel schlug sich in der Kollekte nieder: 1466,30 Euro wurden von den Gästen der Veranstaltung für die Sanierung der Kreutzbach-Jehmlich-Orgel gespendet. Pfarrer Michael Riedel hatte den Besuchern im Vorfeld kurz von diesem bedeutenden Vorhaben berichtet.
Das Veranstaltungsprojekt wurde unterstützt von
Autohaus Fröde & Rüger, Greiz
PRG Greiz
Ministerin Heike Taubert
Sparkasse Gera-Greiz
Christian Tischner (Landtagsabgeordneter)
Holger Steiniger, Maklerservice Greiz
S-Druck Gottesgrün
Christian Stark, Werbeagentur Greiz
Reinhard Hilbert, Wachdienst Greiz
Lions Club Greiz

Antje-Gesine Marsch @18.11.2014