WortKlang in Greizer BibliothekDr. Martin Straub (l.) bedankt sich herzlich bei den Wort-und Klang-Künstlern José F.A. Oliver (r.) und Doppel - U.

Großartige Symbiose von lyrischen Texten und Rap
GREIZ. Wer meint, dass Lyrik und Rap zwei völlig konträre Dinge sind, die man unmöglich miteinander verweben kann, hatte am Dienstagabend in der Bibliothek die Möglichkeit, sich vom Gegenteil zu überzeugen. José F.A. Oliver, seines Zeichens Poet, und Doppel – U, ein Vollblut-Rapper, trafen sich bei „WortKlang 2014“ zu einer gemeinsamen lyrisch-musikalischen Präsentation. Als „Wortnomaden“ und „Wandler zwischen den Sprachen“, bezeichnete Dr. Martin Straub vom Lese_Zeichen e.V. den als Sohn andalusischer Einwanderer in Deutschland geborenen Schriftsteller José Oliver, der im Schwarzwald beheimatet ist.
In sein Werk einzutauchen bat dieser die Zuhörer, die er nicht nur auf eine literarische Reise mitnahm, sondern auch mit feiner Leichtigkeit und Nähe Segmente seines Lebens vermittelte. Etwa, als er – als ältester von vier Brüdern – nachts um 3 Uhr gemeinsam mit dem Vater den WM-Boxkampf Muhammed Alis im Fernsehen schauen durfte und das erste Mal das Gefühl besaß, „richtig erwachsen“ zu sein. Das dabei entstandene Gedicht „Wie eine Erinnerung“ gibt diese Emotion auf ergreifende Art wieder. Ganz nebenbei offerierte der Lyriker, auf welche Art seine Gedichte entstehen. „Es muss mich etwas berühren“, so José Oliver, dessen Gedichten zunächst ein Notat, dann dessen Verdichtung und schließlich das „fast fertige Werk“ zugrunde liegt. Denn: „Ein Gedicht braucht literarische Ruhezeit.“
Doppel – U, alias Christian Weirich, nahm im Anschluss das Mikrophon in Beschlag. Der 31-Jährige macht seit dem Jahr 2005 mit dem Projekt „Rap macht Schule“ von sich reden: eine Kombination aus Konzert und Workshop, die auf klassischer Literatur basiert und so beispielsweise Balladen von Goethe und Schiller in ein Rap-Gewand kleidet. „Die Schüler und Lehrer sind jedes Mal begeistert, wenn ich komme“, gesteht der Profi, der an diesem Abend die Gäste mit seiner authentischen Performance mehr als überzeugt. „An Minna“ oder „Der Antritt des neuen Jahrhundert“ von Friedrichh Schiller rappt Doppel-U; ebenso eigene Stücke wie „Der Spiegel“, „Der Schatten“ oder „Irgendwie“ – allesamt von seinem neuen Album „Schwarz-EP“, auf dem die „dunkle Seite“ des Rappers zutage tritt.

Antje-Gesine Marsch @02.07.2014