Titel aus vierzig Jahren DDR wurden am Sonnabend auf die Bühne der Greizer Vogtlandhalle gebrachtCarina Pieper und Thomas Martin gehörten zu der 6-köpfigen Ost-Rock-Band.

Titel aus vierzig Jahren DDR wurden am Sonnabend auf die Bühne der Greizer Vogtlandhalle gebracht – Interesse eher gering

GREIZ. Textsicherheit stand bei den etwa einhundert Fans der Ost-Rock-Show, die am Freitagabend in der Vogtlandhalle über die Bühne ging, ganz oben auf der Prioritätenliste. Es sollte ledigleich eine musikalische Zeitreise in vierzig Jahre Rock und Pop der ehemaligen DDR werden und wurde doch ein Trip in ostalgische Gefilde. Klischees wie „1000 Tele-Tipps“, Ausschnitte aus dem DEFA-Film „Paul und Paula“ oder Ulbrichts legendäre Schimpf-Kanonade über die Subkultur des „yeah, yeah, yeah“ wurden bestens bedient und standen ebenso auf dem Programm, wie Reminiszenzen an lebende oder bereits verstorbene Ostrock-Größen.

Eien sechsköpfige Band, die sich aus Musikern ehemaliger Ostbands zusammensetzte, griff in die Saiten und Tasten, um Ohrwürmer längst vergangener Tage und Nächte erklingen zu lassen. Hartgesottene Greizer Fans – auch aus Werdau reiste eine Gruppe an, weil die Ost-Rock-Veranstaltung dort wegen fehlenden Interesses eines „dummen kommunistischen Bürgermeisters“, so Thomas Martin, abgesagt wurde – stimmten sich gesanglich schnell ein und erlebten das ein oder andere De`ja Vu, als Titel wie Renfts „Als ich wie ein Vogel war“ aus dem Film „Für die Liebe noch zu mager“, Holger Bieges „Sagte mal ein großer Dichter“ oder aus „Paula und Paula“ das legendäre „Geh zu ihr“ gespielt wurden. Natürlich durfte auch der obligate „Farbfilm“ von Nina Hagen nicht fehlen, den Sängerin Carina Pieper schnoddrig, ganz in der Manier des Originals, intonierte. Richtig gut war die Stern-Meißen-Interpretation von „Kampf um den Südpol“, wobei Sänger Thomas Martin seine Stimmgewalt beweisen konnte. Historische Filme, die den verzweifelten Kampf der beiden Rivalen Scott und Amundsen dokumentierten, wurden eingespielt und dramatisierten das Ganze noch. Thomas Fritzsching als einer der Gründer von Silly brachte „So ne kleine Frau“, einst von Tamara Danz kreiert, in eigener Fassung zu Gehör. Völlig zersungen wurde das wunderschöne Franz-Bartzsch-Lied, das Veronika Fischer zum Hit stilisierte, „Dass ich eine Schneeflocke wär“, das durch die übertriebene Quirligkeit der Sängerin fast zur Persiflage geriet. Alles in allem avancierte das Konzert trotzdem zur Würdigung von Titeln, die es verdienen, nicht vergessen zu werden. „Jegliches hat seine Zeit“ heißt es in dem Puhdys-Titel „Geh zu ihr“; vielleicht gilt das ja auch für weitere Ost-Rock-Konzerte. Die Musik hätte es jedenfalls verdient.

Rock Ost mit den Künstlern:
Thomas Fritzsching (Silly), Alexander Procop (Stern Combo Meißen), Frank Nicolovius (Veronika Fischer & Band, Stern Combo Meißen, Freygang), Roger Heinrich (Modern Soul, Die Zöllner), Thomas Martin (Horst Krüger Band) und Karina Pieper (Rock Ost)

Antje-Gesine Marsch @21.01.2012