Hansgeorg StengelHansgeorg Stengel anlässlich der Geburtstagsfeier von Irmengart Müller-Uri am 10. August 2002 im Weißen Saal des Unteren Schlosses Greiz.

Vor 15 Jahren verstarb der Greizer Autor Hansgeorg Stengel – In diesem Jahr wurde an seinem Geburtshaus Schlossberg 10 eine Gedenktafel für den berühmten Sohn der Stadt angebracht

GREIZ. Am 30. Juli jährt sich der Todestag von Hansgeorg Stengel zum fünfzehnten Mal. Bekannt war der gebürtige Greizer vor allem für seinen scharfen Wortwitz, mit dem er gegen die Sprachschludereien der Deutschen ins Feld zog: Stengel, geboren am 30. Juli 1922 auf dem Schlossberg 10 – verstorben an seinem 81. Geburtstag 2003 in Berlin.
Die Bände „Greizer Sonate“ und „Greiz und quer“, in denen Stengel Greizer Persönlichkeiten, Begebenheiten und Ereignisse näher beleuchtete, hatten die Stadt schon in den 1970er Jahren weit über die Landesgrenzen berühmt gemacht.
Fünfzig Bücher veröffentlichte Hansgeorg Stengel in seinem Leben, darunter solche Klassiker wie „So ein Struwwelpeter“, „Stenglisch for you“ oder „Rettet dem Dativ“.
Er schrieb die Kolumne „Wortadella“, erfand die Kreuzwörträtsel für Querdenker“, schrieb mit „Annasusanna“ das wohl erste Buch, das man sowohl von vorn nach hinten als auch umgekehrt lesen konnte und bereiste zudem als Kabarettist die Republik von Nord nach Süd.
Im Fernsehen der DDR macht er sich rar, da er darauf bestand, sich nicht in sein Manuskript hineinreden zu lassen.
Stengel galt als eigenwillig und zudem mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein ausgestattet: „Ich bin mir sehr sympathisch“ oder „Ich hänge sehr an mir“ gehörten zu den Lieblingszitaten des Autors.
Bereits im Jahre 1950 hatte er seiner Heimatstadt den Rücken zugewandt, um beim „Eulenspiegel“ – damals noch „Frischer Wind“ – in Berlin zu arbeiten. „Mit Schrubber und Besen“ titelte sein erstes Buch, das im selben Jahr erschien. Seit 1959 war Hansgeorg Stengel als freier Redakteur und Kabarettist tätig. 150 Auftritte und 30000 gefahrene Kilometer konnte der „Schriftsteller im besonderen Einsatz“ in einem Jahr nachweisen. „Er teilte gern aus, konnte aber auch damit umgehen, wenn man ihm einen einschänkte“, urteilte der Schriftsteller Peter Ensikat in einem Interview. Besonders die Sachsen hätten oft im Fokus seiner humoristischen Betrachtungen gestanden. „Sie haben keine Sprache, lediglich ein Signalsystem“, wie es Stengel formulierte. Ein einziges „Signal“, das einem „Klingeln“ ähnlich sei, könne vier Bedeutungen haben. Beispielsweise „Lähm“. Es könne „Lehm, Leim, Leben oder Löwen“ bedeuten.
Für den „Meister des Eigenlobs“ war auch das Wort „Wende“ viel zu unpolemisch. Er nannte sie „Heimholung“. Bekannt wurden seine Betrachtungen über die Raumfahrt im Vogtland: „Ich stand auch auf der Liste der kosmischen Kandidaten – Schießt den Stengel auf den Mond!”
In den letzten Lebensjahren hatte der selbsternannten „Wortpolizist“ der Rechtschreibreform den Krieg angesagt; schließlich betraf sie ihn selbst: „Ich lasse mich nicht verumlauten“. So wurde Hansgeorg kein Stängel.
Er schrieb auch nach Einzug des technischen Fortschrittes seine Texte weiterhin auf einer alten „Erika“-Schreibmaschine, besaß kein Handy, war ständig auf der Suche nach vierblättrigen Kleeblättern, spielte leidenschaftlich gern Klavier und schaute in jeden Kinderwagen.
Die Stadt Greiz hatte Hansgeorg Stengel anlässlich seines 75. Geburtstages im Jahr 1997 die Bürgermedaille in Silber verliehen; für die Ehrenbürgerschaft reichte es allerding weder in Greiz noch in Berlin.
Eine Ehrung wurde Stengel in diesem Jahr postum zuteil: An seinem Geburtshaus auf dem Schlossberg wurde Mitte Mai eine Gedenktafel angebracht.

Antje-Gesine Marsch @31.07.2018