Greizer Geplauder mit Karsten SchaarschmidtMartina Högger von der Bürgerinitiative "Weil wir Greiz lieben" und Karsten Schaarschmidt beim "Greizer Geplauder" in der Greizer "Schlemmergasse".

Bürgerinitiative „Weil wir Greiz lieben“ lud in die Schlemmergasse ein
GREIZ. Als Plauderei wird in der Definition ein lockeres und in umgangssprachlichem Ton geführtes Gespräch bezeichnet, das auch in Themen des Privatlebens eintaucht. So kam man an diesem Donnerstagabend in der „Schlemmergasse“ gut ins Gespräch, als die Bürgerinitiative „Weil wir Greiz lieben“ zur 2. Auflage der Reihe „Greizer Geplauder“ einlud. Als Gast wurde Karsten Schaarschmidt begrüßt, der den Greizern vor allem als Optometrist, Journalist, Fotograf, aber auch Lyriker und aktives Mitglied des Greizer Theaterherbst e.V bekannt ist. „Das ist unser Anliegen – miteinander zu reden und vielleicht das ein oder andere zu erfahren, was man immer schon wissen wollte“, so Moderatorin Martina Högger augenzwinkernd.Wie man vom Optometrist zum Journalisten wird, wollte sie wissen, worauf Karsten Schaarschmidt Einblicke in seine „kurvenreiche Biografie“ gewährte. Bereits die Zulassung für ein Medizinstudium in der Tasche, wurde ihm mit Wirkung vom 6. September 1983 – „an dieses Datum erinnere ich mich ganz genau“, so Schaarschmidt – diese wieder entzogen, weil die EOS Greiz im Nachhinein beurteilte, er sei keine „sozialistische Persönlichkeit“. Nach einer eineinhalbjährigen Armeezeit legte er im Optikergeschäft seiner Eltern die Facharbeiterprüfung ab. Geschrieben habe er schon immer viel; wobei der „Ideologie belastete Journalismus in der DDR“ für ihn keine Option war. Sein Lebensweg führte ihn weiter in die „oppositionellen Kreise“, er engagierte sich im Neuen Forum, fungierte sogar im Republik-Sprecherrat und saß mit Joachim Gauck, dem heutigen Bundespräsidenten, an einem Tisch. Journalist sei ein „toller Beruf“, der Einblick in viele Metiers verschaffe, so Schaarschmidt, der allerdings nach der politischen Wende zunächst ein Studium zum Augenoptikermeister absolvierte. Als Freier Mitarbeiter der „Thüringenpost“, die seinerzeit ihr Domizil in der Greizer Poststraße hatte, beschritt Karsten Schaarschmidt erste journalistische Wege, absolvierte ein Volontariat und verschiedene Weiterbildungen, arbeitete parallel im Optikergeschäft. Was ihn damals in Richtung Journalismus trieb, sei auch ein „infantiler Gerechtigkeitssinn“ gewesen, die Welt besser zu machen. Dabei sei diese journalistische Aufbruchszeit eine „spannende“ gewesen, eine „Zeit voller Umbrüche“, in der ihm auch „zahlreiche Hasardeure“ begegnet sind. „Ich brenne für diese Stadt“, gestand Schaarschmidt auf die Frage von Martina Högger, warum er für Greiz eine Lanze breche. „Greiz ist eine Stadt, in der die Kultur funktioniert.“ Allerdings werde das Engagement vieler Bürger oft zu wenig gewürdigt. Beim Greizer Theaterherbst war Karsten Schaarschmidt „von Anfang an dabei.“ Das Festival habe sich bei aller anfänglichen Skepsis zu einer „so tollen Einrichtung“ entwickelt, die es zu bewahren gelte. Martina Högger lenkte das Gespräch nun auf das Thema Lyrik und gestand, von den kürzlich im „Bücherwurm“ vorgetragenen „Gedankensplittern“ mehr als begeistert gewesen zu sein. Schaarschmidt, der seine Zeilen eher als Epigramme versteht, in denen er „Bilder baut“, hatte einige lyrische Texte mitgebracht, die er den zwei Dutzend Gästen vortrug. Auf seine Fotografien angesprochen, waren es vor allem Landschaften, die er als Lieblingsmotive nannte. „Ein Bild muss eine Aussage haben, soll berühren“. Die „glatt geleckten Bilder aus der Werbung“ seien für ihn nichts. Zur Meinung zum viel diskutierten Verkehrskonzept der Stadt Greiz befragt, befand Karsten Schaarschmidt, dass es ihn als Geschäftsmann nicht berühre. Viele Jahre sei „alles gut gelaufen“, doch plötzlich habe es in Greiz mehr Behindertenparkplätze als behinderte Menschen gegeben und es seien „viele Wunden neu aufgerissen“ worden. Auf die Frage von Stefan Schmidt, wie er die Stadt Greiz in zehn Jahren sehe, entgegnete der Gesprächsgast: „Sie soll bunt sein und ihren Glanz als Kulturstadt behalten. Es soll allen gut gehen und 10.000 junge Leute mehr – das wäre nicht schlecht.“

Antje-Gesine Marsch @31.01.2015