Nachtwächter Holger WittigZwischen Kreuz und Krone(n) titelte der Vortrag von Holger Wittig

Holger Wittig referierte über das Vogtland aus religiöser und monarchischer Sicht
GREIZ. Es waren vor allem Gäste aus Elsterberg, Reichenbach, Treuen und Plauen, die am Sonnabendabend in die Greizer Stadtkirche St. Marien kamen, um den Vortrag Zwischen Kreuz und Krone(n) von Holger Wittig bekannt als Stadtführer und Der Nachtwächter zu hören. In heiterer Manier, aber fachlich hoch kompetent, gab Wittig einen Einblick in die Geschichte des Vogtlandes: die Geografie, Sprache, aber auch die monarchischen und religiösen Verhältnisse. Eindrucksvoll könne man vom Greizer Schlossgarten Kreuz und Krone sehen, wies er hin. Da sei zum einen das Kreuz der Stadtkirche St. Marien, das seit dem Jahr 1987 wieder golden glänzt und in unmittelbarer Nähe die Krone auf der Kuppel des Unteren Schlosses, die in der Weihnachtszeit ebenfalls leuchtet. Herrschaftshäuser wurden ebenso in den Fokus gerückt wie kirchliche; etwa die Veitskirche in Wünschendorf, die älteste im Vogtland. Wenn es eine Wiege des Vogtlands in Weida gibt, dann ist der Kreißsaal das Kloster Mildenfurth, gegründet 1193, ließ Wittig die etwa dreißig Interessierten wissen. Einen kleinen Seitenhieb verpasste er damit den vogtländischen Sachsen, die stets die Stadt Plauen für die Hauptstadt des Vogtlandes halten. Auch die Reformation nahm Holger Wittig auf`s Korn: Heinrich Reuß XIII. habe sich lange gegen die Einführung gewehrt. Im benachbarten Elsterberg dagegen fand sie bereits im Jahre 1525 Einzug; den ausgewiesenen katholischen Pfarrer hatte Heinrich in Greiz aufgenommen. Hier habe die Visitation erst im Jahre 1533 begonnen, als Pfarrer Georg Spalatin aus Altenburg kam. Der ehemalige Barfüßermönch Jacob Coler wurde seinerzeit als Superintendent eingeführt. Auch Heiteres gab Holger Wittig zum Besten: So wurde die Türmerstelle im Jahre 1738 ausgeschrieben und man ging in der Auswahl besonders davon aus, ob der angehende Türmer die 140 Stufen mühelos schaffe. Der Bewerber erfüllte zwar alle Anforderungen, wurde aber abgelehnt, weil er Ausländer sei. Der Mann stammte aus Gera. Auch hätten die Stadtbrände als Geißel der Menschheit oft daraus resultiert, dass man Bier braute, dies allerdings illegal. Den großen Stadtbrand von 1610 verzapfte der damalige Bürgermeister, Hans Wolff. Der interessante Vortrag wurde musikalisch von Steffen Lorenz auf der Kreutzbach-Jehmlich-Orgel abgerundet, der Buxtehudes Toccata F-Dur interpretierte. Aus diesem Blickwinkel habe ich das Vogtland noch gar nicht gesehen, meinte Renate Stiller aus Plauen. Der Vortrag gehörte zu den zahlreichen Auftaktveranstaltungen des Vogtländischen Kirchentages, der am vergangenen Wochenende stattfand.

Antje-Gesine Marsch @30.06.2012